[Interview] „Leseratten Verlag“ mit Marc Hamacher & Tanja Kummer

Kleine Verlage haben es in diesen Zeiten besonders schwer. Weshalb ich es umso wichtiger finde, ihnen ein Gesicht zu geben. Heute stelle ich euch den Leseratten Verlag vor. Schon das Verlagsprogramm, macht Lust zum Stöbern. Findet ihr nicht auch?

Bettina: Liebe Tanja und lieber Marc, das letzte Mal sahen wir uns auf den Dragon Days 2019. Wie ist es euch seither ergangen?

Leseratten Verlag: Wie vielen Menschen, Unternehmer und Kleinstverlage – wir denken positiv, kämpfen und versuchen, das Beste daraus zu machen.

Bettina: Corona ist derzeit in aller Munde. Wie habt ihr das als Verlag und persönlich erlebt?

LV: Familiär zum Glück bisher ohne persönliche Erfahrungen. Im näheren Umfeld sieht das aber schon anders aus. Also bitte, bleibt gesund.

Was den Verlag betrifft, so haben wir es im ersten Lockdown wie viele andere Verlage (große und kleine) gemacht und Projekte in den Herbst verschoben. Leider hat das wenig gebracht, wie wir jetzt wissen, da alle Messen und Cons abgesagt wurden. Einige Veranstalter haben versucht, mit einer digitalen Veranstaltung über verschiedene soziale Kanäle Verlagen, Selbstpublishern und Künstlern eine Plattform zu bieten. Und was einige von ihnen in der Kürze der Zeit aus dem Boden gestampft haben, verdient standing ovations. Digitale Messelösungen rücken nun auch immer stärker in den Focus und sind sicher sinnvoll, ersetzten unseren Erfahrungswerten nach, aber nicht das Erlebnis einer Präsenzmesse. Das Schmökern und Anlesen eines Buches, Papier zu riechen und zu fühlen, sowie das persönliche Gespräch am Stand, kann virtuell nicht ersetzt werden. Zudem gab es im ersten Lockdown ein Überangebot an Online-Lesungen und Buchvorstellungen, so dass es selbst uns schwergefallen ist, da noch den Überblick zu behalten. Daraus haben sich aber tolle Lösungen und feste Rituale entwickelt.

Bettina: Was vermisst ihr am meisten?

LV: Definitiv die Messen und Cons. Die Begegnung und der persönliche Austausch mit der Verlagsfamilie, Autoren, Künstler und unseren Kunden.

Bettina: Den »Leseratten-Verlag« gibt es seit 2013. Gab es einen speziellen Moment, eine Situation die dich Marc dazu veranlasste, den Verlag zu gründen?

Marc: Ja, als Tanja meinte, ich hätte vormittags noch zu viel Freizeit und wir könnten doch nebenher noch einen Verlag führen. Wir waren kurz zuvor von Köln nach Backnang gezogen und uns fehlte hier ein wenig die phantastische Literatur. Seither gib es die »Backnang Stories«, einen Schreibwettbewerb von Backnanger für Backnanger, der vor Ort von den Einzelhändlern unterstützt wird.

http://leserattenverlag.de/index.php/verlag/ausschreibungen/62-ausschreibung-backnang-stories-2021

Bettina: Welche Stolpersteine, musstest du überwinden?

Marc: Aufgrund der Autorentätigkeit meiner Frau, hatten wir schon Kontakte in die Phantastikszene. Dank Fachliteratur (und da ich als selbstständiger Nachhilfelehrer schon wusste, wie man ein Geschäft anmelden muss) und durch Hilfe anderer Verleger*innen (Danke Jennifer und Torsten ❤ ) hatten wir einen guten Start ohne große Stolpersteine. Selbst der Name des Verlags kam uns schon beinahe zugeflogen. Wir konnten kaum glauben, dass es noch keinen Leseratten Verlag geben sollte.

Bettina: Wie viele Titel habt ihr veröffentlicht?

LV: Derzeit sind es 21 Printexemplare, 1 Schuber, 8 eBook-Novellen und 2 Malbücher.

Hier ein paar Bücher aus dem Verlagsprogramm. Slideshow 🙂

Bettina: Was für Genre findet der neugierige Leser bei euch?

LV: Als wir den Verlag gründeten, starteten wir hauptsächlich mit Fantasy und dem regionalen Programm. Aber es zeigte sich sehr schnell, dass wir in dem Bereich der schwarzhumorigen Literatur unsere Nische finden würden. Seither gibt es in der Buchszene ein neues Genre: die Funtastik.

Bettina: Wie viele Autoren gehören zur Verlagsfamilie?

Ungefähr fünfzig – wir haben es oft mit Mehrtätern zu tun. Außerdem vier wirklich grandiose Künstler, welche die markanten und oft bunten Buchcover zaubern.

Bettina: Tanja, du hast eine Reihe Bücher für den Verlag geschrieben. In welchen Bereichen bist du unterwegs?

Tanja: Meine »Tybay Saga« und »Sturm der Verbannten« (Einzelroman) sind Fantasy Romane. Großen Einfluss hatte hier Terry Brooks auf mich, desen Bücher ich liebe. Doch für den Verlag entwickelte ich auch die Novellen-Serie »Hexenmeister Jakob Wolff«, welche eher im mystischen Sektor unterwegs ist und in der bereits vier weitere Autoren*innen mitgeschrieben haben. Regine Ritter schrieb den Teil »Hexenmeister Jakob Wolff – Düsteres London« und gewann damit den Goldenen Stephan 2020. Aber inzwischen habe ich auch schon Erfahrung im Schreiben von humoristischen Geschichten entwickelt. Und gerade läuft die Ausschreibung für meine Co-Herausgeberschaft mit Laurence Horn für die wir noch nach lustigen Suppenhelden-Geschichten suchen. Mehr dazu auf: https://www.facebook.com/Suppenhelden

Bettina: Was fasziniert dich am Schreiben?

Tanja: Für viele Autoren, die ich kenne, ist das Schreiben harte Arbeit. Und wenn man davon leben will (möchte), dann ist das wohl auch so. Für mich nicht. Ich kann es kaum erwarten, in meine Welten abzutauchen und mich emotional mit meinen Protagonisten zu verbinden. Und wenn ich könnte, würde ich noch viel mehr schreiben.

Bettina: Plottest (planen eines Buches und der Geschehnisse darin) du die Geschichten oder schreibst du einfach darauf los?

Tanja: Das kommt sehr auf die Geschichte und deren Gesamtlänge an. Meistens plotte ich nur im Kopf und nur in den seltensten Fällen auf Papier. Aber ich mache mir bei großen Projekten sehr viele Quernotizen zu Sprachen, Ereignisse und anderen wichtigen Details. Und ja, dazu benutze ich meistens noch ganz altmodisches Papier.

Bettina: Wenn einem Leser ein Buch gefällt, bietet ihr auf eurer Webseite einen Direktverkauf an?

LV: Ja, und wir würden uns über euren Besuch freuen:

https://leserattenverlag.de/shop/

Bettina: Welche tollen Bücher, stehen auf der Neuerscheinungsliste?

LV: Zuerst wird es einen Einzelroman geben. Die Feuersturm-Crew von Thomas Heidemann hat uns in der Vergangenheit bereits in zahlreichen Anthologien belustigt. Jetzt kommt eine abstruse Zeitreisegeschichte mit Axe und Axe. Aber auch mit der wunderschönen Saszqua, Killerkücken Flibo und dem Rest der labilen, aber am bestfriseurtiertesten Crew des ganzen Universums.

Danach freuen wir uns auf »Göttergarn«. Eine humoristische Geschichtensammlung à la »Schnittergarn«. Nur das es hier nicht um die Person Tod geht, sondern um Götter und was Selbige in der heutigen Zeit wohl so tun.

Bettina: Findet man euch, natürlich wenn alles wieder gut ist, wieder auf Messen?

LV: Selbstverständlich. Und wir können es kaum erwarten.

Bettina: Gibt es Veranstaltungen, auf denen ihr jedes Jahr zu finden seid?

LV: Hier werden wir abwarten müssen, welche Veranstalter diese schweren Zeiten überstehen.

Bettina: Was möchtet ihr den Leserinnen und Lesern, noch mit auf dem Weg geben.

LV: Bücher. Und Kekse. Am besten beides. Zusammen.

http://www.leserattenverlag.de

Und ganz viel Kraft und Gesundheit.

Herzlichen Dank das ihr euch Zeit für dieses Interview genommen habt.

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